Als wir das Internetcafé in Erzurum verlassen hatten, da spielte sich weniger Erfreuliches ab: Wir wurden zunächst mit bösen Blicken beworfen, beleidigt, einige Jungen entblößten sich vor uns und dann bewarf man uns mit Steinen.
So verließen wir Erzurum.
Und verbrachten die Nacht in einem Wald vor der Stadt.
In der Nacht hatten wir telefonisch Absprache mit unseren iranischen Freunden gehalten, deren Ankunft an der Grenze sich noch um einige Tage verschieben sollte. Doch hatten wir nicht vor weiter als Erzurum zu wandern, denn das Auswärtige Amt warnt wie folgt: Wegen der Aktivitäten der PKK sind Reisen in den Osten und Südosten der Türkei mit einem deutlich erhöhten Risiko behaftet. Weiterhin kommt es dort auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der PKK und türkischen Sicherheitskräften. So kamen bei Anschlägen in den südöstlichen Provinzen seit Ende Mai 2010 über 40 Soldaten ums Leben. Das türkische Militär unternimmt nach wie vor grenzüberschreitende Militäroperationen gegen PKK-Stellungen im Nordirak. Bei Reisen in den Osten und Südosten der Türkei ist mit starken Behinderungen aufgrund von Straßenkontrollen und Militärbewegungen zu rechnen.
Und man organisierte uns eine Unterkunft in einem Dorf in der Nähe der armenischen Grenze, etwa 100 Kilometer von der iranischen Grenze entfernt.
Wir wuschen uns an einer Wasserstelle.
Und liefen am Morgen noch einmal nach Erzurum hinein.
Am Busbahnhof wurden wir freundlich empfangen und warteten bei einer Tasse Kaffee auf den Bus Richtung Igdir.
Und wir fuhren einige Stunden durch die Landschaft Ostanatoliens.
Ehe wir nach 151 Tagen unterwegs am 12. September das Dorf Bayraktutan erreichten.
In der Ferne vermochten wir es bereits den Berg Ararat zu erblicken, wo der Sage nach die Arche Noah landete.
Wir wurden freundlich von Mehmet empfangen, welcher sich in den nächsten Tagen um uns kümmern sollte.
Den Abend verbrachten wir zunächst damit Honigmelonen zu verkaufen.
Nach getaner Arbeit setzten wir den Abend in Mehmets Teehaus fort. Dort lernten wir Ismail kennen, dessen Familie mehrere türkische Restaurants in Gelsenkirchen besitzt, wo wir in der Heimat regelmäßig Falafel-Taschen aßen.
Als der Hunger stärker wurde, fuhren wir mit Ismail, Mehmet und Gülhan in die etwa 15 Kilometer entfernte Stadt Iğdır, um dort zu Abend zu essen.
Ironischer Weise begaben wir uns in ein "Et Lokantası" - zu Deutsch "Fleisch-Lokal".
Und man hatte tatsächlich Schwierigkeiten uns vegetarisches Essen zu servieren. Überhaupt wirken viele Türken sehr verdutzt, sagen wir ihnen, dass wir kein Fleisch essen. Und in diesem Restaurant bestellten wir eine Pizza "et yok" / "kein Fleisch" und bekamen eine Pizza Salami mit dem Hinweis, dass dies doch kein Fleisch sei.
Ismail bestellte dann einfach zwei käseüberbackene Fladenbrote.
Wir schliefen in Mehmets Haus.
Nach dem Frühstück brachen wir auf.