VI: Bulgarien (Seite 6)

 

Und wir liefen wieder neben dem Iskar, vorbei an Ziegen.

Und Ziegen vorbei an uns.

Man könnte Wochen hier verbringen, in dieser Schlucht im Balkangebirge.

Doch wir nahmen Abschied von diesem wunderschönen Abschnitt unserer Reise, da wir letztlich Sofia - die Hauptstadt dieses Landes - erreichten.

Wir kamen von Norden und durchquerten die Stadt am Anfang in südlicher Richtung.

Dann kamen wir an einer türkischen Imbissbude vorbei und zu unserer großen Freude entdeckten wir Falafel - unser Leibgericht - auf der Speisekarte. Wir ließen uns nicht lange bitten Falafel in Bulgarien zu kosten und die Falafel schmeckte.

Wir berichteten aus einem Café in Sofia und nutzten dazu einen freien WLAN-Zugang.

Am nächsten Morgen wollten wir eine alte Freundin in Sofia aufsuchen - wir waren bereits sehr von Vorfreude erfüllt.

Also trugen uns unsere Schritte - nachdem wir in der Nähe des Hauptbahnhofes über Nacht gezeltet hatten - in die südliche Gegend Sofias.

Nach einiger Zeit erreichten wir den Zoo von Sofia, am 1. Mai 1888 die Pforten geöffnet, so ältester zoologischer Garten Bulgariens und auch der größte; auf einem Areal von 230000 m² werden mehr als 1000 Tiere in knapp 250 Arten gezeigt.

Doch von diesen mehr als 1000 Individuen und vielleicht 250 Arten interessierte uns zunächst nur eine ganz bestimmte Persönlichkeit: Die Elefanten-Dame Arteida.
Sie müssen wissen wir kennen Arteida aus unserem Heimatzoo - dem Ruhr Zoo (heute ZOOM Erlebniswelt). Wir kennen diesen Elefanten schon von Kindheitstagen an; ich erinnere mich noch, wie wir als kleine Jungen Kastanien sammelten und diese als Tierfutter zum Zoo brachten und uns so freier Eintritt gewährt wurde. Arteida selbst war seit 1981 im Ruhr Zoo; es war in diesem Jahr, als ein Zirkus in der Stadt spielte und Arteida einfach in Gelsenkirchen stehen ließ. So stand der Elefant dort - einsam und verlassen - mitten in Gelsenkirchen. Er wurde beschlagnahmt und dem Ruhr Zoo übergeben.
Arteida ist der letzte Elefant im Ruhr Zoo gewesen und verließ unseren Zoo 2004 - kurz nachdem ich meine Arbeit als Zooführer im Zoo begonnen hatte - und fand ein neues zu Hause im Zoo Sofia, da der Gelsenkirchener Zoo seine Elefantenhaltung aufgab.

Wie dem auch sei - so viel vorweg - wir freuten uns auf ein Wiedersehen.
Nach 2434237 Schritten hatten wir Arteidas Gehege im Zoo Sofia erreicht. Sie befand sich gerade in ihren Innenbereich und wir riefen: "Arteida, altes Mädchen, komm raus." Und nach einiger Zeit des Rufens blickte sie aus dem Stall heraus und stürmte in unsere Richtung.

Sie lief bis an den Rand ihres Geheges.

Wir redeten ihr ein wenig zu.

Es war ein schöner Moment.

Dann verabschiedeten wir uns nach einiger Zeit wieder von unserer alten Freundin.

Sie lief uns am Rand ihres Geheges nach, soweit dieses es erlaubte.

Wir schauten uns auch die anderen Tiere im Zoo Sofia an und der Zoo präsentiert viele interessante Arten, wie die Mendesantilope (Addax nasomaculatus), von der lediglich 350 Exemplare in Freiheit gezählt werden und (Stand 2008) 595 Tiere in menschlicher Obhut leben und erst im Jahre 2007 wurden 22 Mendesantilopen aus Zoos zwecks Auswilderung nach Tunesien gebracht.
Ich sagte den Kindern während meiner Führungen in den Zoos stets, der Zoo sei wie eine moderne Arche Noah zu verstehen. Frug ich dann die Kinder nach Noah und der Arche und sie erzählten mir von der Sintflut und wie Noah von jedem Tier zwei rettete, so sagte ich, auch heute gilt es wieder die Tiere zu retten; denn die letzte Zuflucht vieler Tiere sind unsere zoologischen Gärten, wo wir sie hüten, erforschen und vermehren, so dass wir ihre Nachkommen, eines Tages - sind die Wildbestände nicht mehr durch Lebensraumzerstörung, Wilderei und andere Sünden der Menschheit bedroht - der Natur zurückgeben können.

Nach diesem netten Rundgang durch den zoologischen Garten verließen wir diesen wieder und berichteten gleich - einen ungeschützten WLAN-Zugang in der Nähe des Zoos nutzend - von unserer heutigen Begegnung mit einer alten Freundin.

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