VI: Bulgarien (Seite 5)

 

Der Fluss Iskar gab uns Abkühlung.

Der Fluss gab uns Ruhe; er schenkte Inspiration in seiner Sanftmut. Ich arbeitete viel an meinem Buch.

Wir wanderten weiter.

Hinter dem Dorf Eliseyna bereiteten wir alles für ein üppiges Mittagsessen vor.

Während Marlon Kartoffeln schälte, kümmerte ich mich um Zwiebeln, Champignons und Chili-Schoten. Dies alles frittierten wir nun in unserem bescheidenen Topf auf Gasflamme.

Dazu servierten wir Reis und es schmeckte vorzüglich.

Und als wir dann voll gegessen wie die Käfer auf dem Rücken lagen, geschah etwas, dass wir nicht vorhergesehen hatten: Ein Mann und sein Sohn gesellten sich zu uns - wir befanden uns unwissenderweise auf ihrem Grundstück - und sie luden uns zu sich ins Haus zu Speis und Trank ein und über Nacht zu bleiben.

Zufälligerweise wurde sogar vegetarisch gekocht. So wurden unter anderem Zucchinis in das heiße Öl der Pfanne geworfen, es gab hausgemachten Schafskäse und einen bunten Salat.

Glücklicherweise war ein bulgarischer Operettensänger zugegen, der Buddhist war und Deutsch sprach. So konnte er übersetzen und wir führten ein langes Gespräch in den Abendstunden.

Die Nacht verbrachten wir in einem umgebauten Bauwagen am Fluss.

Am nächsten Morgen lud der, an das Haus grenzende, Garten zu einem Spaziergang ein und neben Wein wurde allerlei Gemüse angebaut.

Dann ließ es sich Joe - wie man ihn nannte - nicht nehmen uns den Iskar auf seine ganz eigene Art und Weise zu zeigen: Rafting

Wir bereiteten alles vor und fuhren flussaufwärts.

Joe nannte uns die wichtigsten Rafting-Vokabeln auf Bulgarisch und da Vokabellernen noch nie zu meinen Lieblingsfreizeitbeschäftigungen gehörte - ich grüße meine Lateinlehrerin an dieser Stelle - notierte ich mir auf meiner linken Hand das Wort "liawo" (=links) und auf meiner rechten Hand das Wort "diasno" (=rechts). Schließlich konnte ich Joe überzeugen, dass das Wort "alle" doch einfacher sei, als das bulgarische Wort für eben jenes "wsitschki" und er nahm es gleich in sein Rafting-Repertoire auf. Das Wort "grebi" - welches "rudern" bedeutet, konnte ich mir dann schließlich doch einprägen.

So ging es auf den Fluss.

Und dann in wilder Fahrt flussabwärts.

Dann verabschiedeten wir uns von unseren bulgarischen Freunden.

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