XIII: Kanpur, Allahabad, Varanasi (Seite 1)

 

Am frühen Morgen des 2. Dezembers hatten wir am 232. Tag unserer Reise Kanpur im Bundesstaat Uttar Pradesh erreicht.

Wir waren mit dem Nachtzug von Delhi aus angereist.

Kanpur erlangte traurige Bekanntheit durch eines Massakers an wehrlosen Frauen und Kindern im Jahre 1857, als hier die britische garnison Kanpur von indischen aufständigen Truppen unter der Führung von Nana Sahib belagert wurde. Brigadegeneral Hugh Wheeler verteidigte wochenlang die Garnison, musste jedoch letztlich ein Kapitulationsangebot annehmen, welches der britischen Garnison freien Abzug mit Booten über den Ganges nach Allahabad zusicherte.
Doch als die abziehende britische Garnison am Ufer des Flusses die Boote bestieg, eröffneten die indischen Truppen das Feuer. So starben - abgesehen von vier Männern, welche sich schwimmend in Sicherheit bringen konnten - alle männlichen Briten.
Die 125 überlebenden Frauen und Kinder wurden in Kanpur im Bibighar eingesperrt. Als es klar wurde, dass britische Truppen unter Sir Henry Havelock Kanpur zurückerobern würden, wurden diese 125 Frauen und Kinder ermordet und die Leichen bei Bibighar in einen Brunnen geworfen.

Gleich nach unserer Ankunft suchten wir nach einer Unterkunft.
Doch zuvor belästigten uns zahlreiche penetrante Rikschafahrer. Wir hatten immer wieder betont, kein Rikscha zu benötigen und auch als wir begannen sie zu ignorieren, da redeten sie noch immer auf uns ein und fuhren nebenher.

Während wir von Hotel zu Hotel zogen, wurden wir zunächst von drei Rikschafahrern begleitet, die auch immer mit in die Hotels kamen, als wir uns nach freien Zimmern erkundigten.

Nachdem wir nach zwei Stunden Fußmarsch durch die Stadt in über zehn Hotels gehört hatten: "Sorry, we are full!" und ein Rikschafahrer uns noch immer belästigte, beschlossen wir, mit nur wenig Aussicht auf Freude an diesem Ort, Kanpur wieder zu verlassen.
Dieser eine Rikschafahrer war schon ein seltsamer Kerl: Er wollte einfach nicht gehen und bot die ganze Zeit an uns für fünf Rupien irgendwo hinzufahren. Als wir auf einer Bank frühstückten, da stand er beinahe eine halbe Stunde bei und während der gesamten Zeit sahen wir, dass er mindestens drei Kunden abgelehnt hatte.

Wir kehrten zurück zum Bahnhof und erwarben zwei Tickets in das etwa 80 Kilometer entfernte Allahabad.

Und so saßen wir erneut im Zug.

Und erreichten schließlich Allahabad.

Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt 1583, als der Mogulkaiser Akbar an dieser Stelle die den Hindus heilige Stadt Prayag zerstörte und an ihrer statt Allahabad gründete, dessen Name aus dem Persischen kommt und "Stadt Gottes" bedeutet.

In Allahabad hatten wir gleich in der Nähe des Banhofs ein Hotel gefunden.

Am nächsten Tag wollten wir zum Ganges nach Sangam, wo die Flüsse Ganges und Yamuna zusammenfließen.

Im Bahnhof gab es einen netten vegetarischen Laden, wo wir frühstückten. Nachdem wir den Bahnhof verlassen hatten, stürzten sich gleich wieder zahlreiche Rikschafahrer auf uns und sprachen auf uns ein. Wir sagten "Sangam" und einer sagte "50 Rupees" und ein anderer "40".

Wir dachten, das ist doch ein guter Preis und schwangen uns auf die Rikscha.

Nach einiger Zeit des Fahrens hielten wir irgendwo an einem verlassenen Ort und der Rikschafahrer führte uns zu einigen Booten, wo wir gebeten wurden Platz zu nehmen. Dann bot man uns an für 750 Rupien nach Sangam fahren zu können. Wir standen gleich wieder auf und verließen das Boot, als man uns noch "400 Rupien" nachrief. Der Rikschafahrer behauptete, man könne nur mit dem Boot nach Sangam gelangen.

Wir begaben uns zurück zur Straße, gefolgt vom Rikschafahrer und seinem Freund mit dem Boot, wo wir ein Motorrad mit zwei jungen Männern auf dem Rücken anhielten. Wir frugen die beiden, ob man wirklich nur mit dem Boot nach Sangam könne. Diese waren sehr verwundert und sagten uns, dass Sangam etwa zwei Kilometer entfernt auf dieser Seite des Gangesufers liegt und man da ohne Probleme mit der Rikscha hinkönne.
Dann sagten sie irgendetwas zu dem Rikschafahrer und seinem Freund in Hindi, diese erwiderten in aggressivem Ton und nachdem die beiden jungen Männer abgestiegen waren, begannen unter den Männern eine Schubserei, welche dazu führte, dass die beiden jungen Männer letztlich weiterfuhren.
Dann bot der Rikschafahrer an uns für 150 Rupien nach Sangam zu fahren. Wir waren sehr empört und beschlossen zu Fuß den Weg zurück zur Hauptstraße zu suchen. Der Rikschafahrer folgte uns und wollte sein Geld haben, worauf wir erwiderten, ihm den vereinbarten Preis von 40 Rupien zu geben, sobald er uns nach Sangam gefahren hat.
Er wurde immer aufdringlicher, dann erreichten wir das Eingangstor eines Militärgeländes.
Vor dem Tor stand ein Soldat Wache, welcher glücklicherweise Englisch sprach. Wir erzählten ihm von unserem Problem. Der Rikschafahrer allerdings hatte sich in der Zwischenzeit in einem Gebüsch versteckt. Gemeinsam mit einem anderen Soldaten zog der Mann in Uniform den Fahrer aus dem Busch und sprach harte Worte zu dem Mann in Hindi. Dann kam der Soldat zu uns und sagte, dass wir nun zum vereinbarten Preis weiterfahren können.
So brachte der Rikschafahrer uns brummig nach Sangam.

Dort hinten hinter den domestizierten Wasserbüffeln und den Kuhreihern fließen die Flüsse Ganges und Yamuna.

Und Sangam befindet sich an der Stelle, wo Ganges und Yamuna zusammenfließen.

Auf dem Gelände befinden sich einige Tempel und einige Männer die am Straßenrand sitzen, bieten an mit Hilfe dieser Bronzemännchen die Zukunft vorhersagen zu können.

Dazu nimmt der Mann den Prachtfinken aus dem Käfig, den er irgendwie flugunfähig gemacht hat und hält ihm verschiedene Briefe hin, bis der Vogel schließlich einen Zettel aus einem der Briefumschläge zieht.

Auf diesem Zettel erfährt man dann über seine Zukunft.

Wir schauten uns noch ein wenig in Sangam um und fuhren dann mit einem Sammelrikscha zurück in die Stadt.

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