Am nächsten Morgen entdeckten wir gut 50 Meter weiter ein anderes Gästehaus. Wären wir der Devanagari-Schrift mächtig, hätten wir es wohl auch schon am Abend zuvor erkennen können - wir zogen um.
Dann erkundeten wir den Ort.
Als wir gerade einen Rhesusaffen in einem Baum beobachteten, ein seltenes Bild, da sie meistens im Müll sitzen, standen wir neben einer der öffentlichen indischen Toiletten. Bei der Einrichtung dieser hat man es mit dem Wort öffentlich sehr genau genommen und sie tragen einen großen Teil zu dem allgegenwärtigen eben beschriebenen Geruch des Urin-Kot-Abgas-Gemisches bei, da sie häufig über keinen Abfluss oder einen Abfluss in den Straßenrand verfügen.
Wir überquerten den Fluss Bhagirathi, dessen Quelle wir bei Gaumukh besucht hatten, als ein junger Mann zu uns trat und uns unaufgefordert irgendwelche Dinge über den Ort erzählte. Er wollte nicht gehen und lief uns nach und wie frugen uns, was er bloß wollte.
Einige Kühe bekamen von all dem Treiben schier nur wenig mit und hatten es sich auf der Brücke gemütlich gemacht.
Wir begaben uns zu den Flüssen hinunter, an jene Stelle, wo die Bhagirathi (rechts) auf den Alaknanda (links) trifft und sich mit diesem zum Ganges vereint. Ab dieser Stelle heißt der Fluss nun Ganges.
Dies ist der Alaknanda von über Badrinath kommend.
Dies ist die Bhagirathi aus Gaumukh.
Am Ufer der Flüsse traf noch der Bruder unseres Begleiters ein und sie boten uns an für 200 Rupien pro Person eine Ganga-Puja mit uns abzuhalten - eine Segnung für ein langes Leben. Sie seien beide Brahman und dies sei ihre Aufgabe.
Wir lehnten ab und sie erwiesen sich beide als sehr hartnäckig. Nachdem er dann das heilige Ganges-Wasser wütend auf den Boden geschüttet hatte, frug er, ob ich nicht wenigstens jedem 50 Rupien geben könnte und sie wollten einfach nicht gehen.
Also gingen wir - zunächst diese Treppen hinauf, um von oben vielleicht ein paar schöne Bilder machen zu können.
Auch Leute wie diese, die den Anschein heilige Männer zu sein geben, zerstören oft jene spirituelle Momente an heiligen Orten wie diesen. Ich möchte nicht zu zynisch und pessimistisch klingen, doch ist es eben nicht immer einfach sich auf das Wesentliche, das was wir suchen, hier in Indien zu konzentrieren. Denn der vermeintliche Sadhu, der freundlich auf uns zugestürmt kommt, um uns zu segnen, tut dies nicht reinen Herzens, sondern nur des Geldes wegen. Es ist die Art und Weise auf welche sie an die Sache herangehen, mit offenen Händen in Bettler-Gestik. Würden sie mich, weil es ihre Berufung ist, weil es ihr Herz oder ihr Geist verlangt, mit Glück und langem Leben bewünschen wollen, ich würde ihnen ja Geld geben. Doch diese Sadhus, sie wollen nicht mich, sondern mein Geld segnen und gehen wir nicht auf das Geschäft ein, so rufen sie uns laut Flüche hinterher und beschimpfen uns hinter unserem Rücken.
Oberhalb der Stadt konnte man wunderbar auf das Treffen der beiden Flüsse herabblicken.
Wir gingen auch auf die andere Seite hinauf.
Und dies ist nun der Ganges, welchem wir fürs Erste weiter Richtung Rishikesh und Haridwar folgten.
Am Abend kehrten wir an das Ufer der Flüsse zurück.
In den Upanischaden heißt es "Der, der die Wahrheit spricht ist ein Brahmane" und mit diesen Gedanken im Kopf, sahen wir uns berechtigt selbst eine Ganga-Puja durchzuführen.