VI: Bulgarien (Seite 9)

 

Während wir Sandanski verließen, erblickten unsere Augen die erste Musa auf unserer Reise, hier im Südwesten Bulgariens.

Wir zogen aus der Stadt.

Weiter Richtung Süden.

Dann zog es uns fern von der Straße.

Wir erblickten einen Baum auf einem Hügel und in uns verspürten wir den Wunsch dort oben die Nacht zu verbringen.

So bestiegen wir den Hügel bis an die höchste Stelle.

Der Mond schaute auf uns herab.

Als wir unser Zelt errichteten waren keine Anzeichen von Gewitter zu erkennen - oder wir sahen sie nicht.
Doch dann war es so, dass binnen weniger Minuten ein schlimmes Unwetter herbeizog. Es war gegen Mitternacht und hastig zogen wir die Plane über das Zelt und rüsteten es für das heraneilende Gewitter, während uns mulmig ums Herz wurde, als wir da sahen was sich anbahnte.

Wir kehrten in das Zelt zurück und das Gewitter war bereits da und nach einigen Minuten schien es so, als seien wir tief im Herzen des Unwetters.
Der Sturm blies so heftig, dass die Seitenwand des Zeltes waagerecht gegen unsere Gesichter drückte. Der Wind schien von allen Seiten zu kommen und unsere Unterkunft wurde hin und her gefegt. Es blitzte unentwegt, so dass die Dunkelheit der Nacht gänzlich verschwand, erleuchtet im Hell der Blitze. Der Donner war so laut, dass er in den Ohren schmerzte, als wäre er auf unserem Hügel gezündet. Diese Laune der Natur hielt den Hügel mehr als drei Stunden gefangen.

Hätte ich es nicht selbst erlebt, könnte ich dieses Grauen mir nicht vorstellen und Marlon und ich waren uns am nächsten Morgen einig, dies war das Schlimmste, welches wir je erlebt hatten. Welch grausame Nacht!

Wir verließen den Hügel.

Im Laufe der Nacht war viel Wasser in das Zelt gelaufen, da dieses scheinbar über seine Grenzen hinweg strapaziert worden war. Alles, was wir bei uns hatten war nass, auch wir hatten die Nacht im nassen Zelt verbracht, es hatte geregnet im Zelt.
Wir trockneten unsere Ausrüstung, Kleidung, Kameras, den Laptop und die Mobiltelefone. Doch scheinbar ist nichts beschädigt worden, einmal abgesehen von unserem Laptop; wie wir eben feststellten scheint der Bildschirm Schaden genommen zu haben, doch ist der Laptop noch nutzbar.

Nachdem alles trocken war und wir uns in einem Fluss gewaschen hatten, ging unsere Reise weiter.
An einem kleinen familienbetriebenen Supermarkt machten wir Halt, um Wasser und Brot zu kaufen. Wir ruhten ein wenig an einer Sitzmöglichkeit vor dem Markt, als die Mutter der Besitzerin zu uns schritt und uns eine Peperoni-Paste, Tomaten und Paprika reichte.

Nach dieser Stärkung kehrten wir auf die E79 zurück.
Wir sind viel Landstraße bis hierhin auf unserer Reise gelaufen und die Kreuze und Denkmäler der im Unfalltod hingerafften sind unzählbar.

Mit jedem Schritt näherten wir uns Griechenland.

Schließlich erreichten wir die Grenze.

Und Bulgarien wünschte uns Bon Voyage!

So hatten wir nach 103 Tagen auf den Füßen und 2636455 Schritten am 26. Juli die sechste Etappe unserer Reise nach Indien beendet.