In der Yogi Lodge wohnt auch ein Wellensittich.
Am Abend des 7. Dezember hatten wir uns noch einmal aufgemacht zum Ganges, wo am Main-Ghat gerade eine große Puja statt fand.
Wir wohnten gut 15 oder 20 Minuten der Puja bei, als ich sagte: "Komm! Lass uns weiter gehen!"
Wir waren keine fünf Minuten, vielleicht zweihundert Meter gelaufen, als wir plötzlich von hinter uns einen lauten Knall, nicht bloß hörten, sondern spürten - es war ein Dröhnen in den Ohren und eine Druckwelle fuhr von hinten durch unsere Körper. Eine Bombe war explodiert und ich hatte noch nie zuvor eine solch laute Explosion gehört.
Wir drehten uns um und unzählige Menschen kamen in unsere Richtung gestürmt.
Die Explosion fand genau dort statt - am Main-Ghat - wo wir noch wenige Minuten zuvor standen.
Es war ein großes Durcheinander, kurz darauf waren die ersten Polizisten vor Ort und baten die Ausländer in ihre Gasthäuser und die Inder nach Hause zu gehen.
Dann auf einem Fernseher in einem kleinen Kiosk: BREAKING NEWS: Terroranschlag während Puja am Ganges in Varanasi - bisher ein Toter und mindestens zwanzig Verletzte, unter ihnen mindestens ein Ausländer - Bombe befand sich in einem Milchbehälter auf der Treppe
Die ganze Stadt war in Aufruhr und ein Polizei- und Krankenwagen nach dem nächsten fuhr Richtung Ghats.
Auch war augenblicklich überall Militär präsent.
Am Abend waren wir wieder in unserem Gasthaus und meldeten uns gleich an dieser Stelle auf unserem Internetauftritt.
Auf allen Sendern wurde von dem Bombenanschlag berichtet.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf eine Tageszeitung zu kaufen, um Näheres über den Vorfall zu erfahren. Überall war viel Militär und Polizei im Einsatz.
Der Bombenanschlag war auf den Titelseiten aller Zeitungen.
Laut hindustantimes bekannte sich noch gestern Abend eine islamistische Terrorgruppe namens Indische Mudschaheddin via E-Mail zu dem Anschlag. Die Bombe explodierte während einer hinduistischen Zeremonie einen Tag nach dem 18. Gedenktag des Überfalls von Hindus auf die Babri-Moschee in Ayodhya.
1528 zerstörten muslimische Eroberer einen hinduistischen Tempel in Ayodhya, einer der sieben heiligen Städte des Hinduismus und Geburtsort Ramas. An der Stelle des Tempels wurde die Babri-Moschee errichtet. Am 6. Dezember 1992 versammelten sich 100000 freiwillige Hindus und zerstörten die Moschee, da sie an dieser Stelle - wo Rama geboren sein soll - zu Ehren Ramas den Ram-Janmabhumi-Tempel errichten wollten. In anschließenden Unruhen kamen über 2000 Menschen ums Leben.
Ein junges Mädchen im Alter von einem Jahr ist gestern noch auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, ihr Foto wird schon den ganzen Tag im Fernsehen gezeigt. Laut Zeitungen und Fernsehen sind mehr als 40 Menschen verletzt worden, zwei davon kritisch. Unter den Verletzten sind auch Ausländer, darunter ein Deutscher aus Düsseldorf.
Indiens Innenminister Palaniappan Chidambaram ist heute in Varanasi eingetroffen und kritisierte die Regierung des Bundesstaates Uttar Pradesh und die örtliche Polizei, da diese auf den Anschlag hinweisende Geheimdienstinformationen ignoriert hätten.