Am Morgen des 7. November kehrten wir am 207. Tag unserer Reise zurück nach Dehradun und fanden uns am genannten Treffpunkt ein.
Nachdem sich einige Kursteilnehmer versammelt hatten, ging es mit einem Taxi raus aus der Stadt.
Und nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir das Vipassanā-Meditationszentrum, gelegen in einem Wald.
Ehe wir am Abend des Ankunftstages unsere Bücher, Schreibmaterialien, Mobiltelefone und den Laptop abgeben mussten, schauten wir uns das Gelände an und machten einige Aufnahmen.
Das Anwesen ist in zwei Bereiche unterteilt, von denen der eine den männlichen Kursteilnehmern zugänglich ist und über zwei Wohngebäude verfügt.
Der Bereich für die weiblichen Teilnehmer weist ebenfalls zwei Wohnkomplexe auf.
Es gab einen strengen Zeitplan, an welchen jeder Schüler sich halten musste.
Die Gruppenmeditationen wurden immer in diesem Gebäude - der Dhamma-Halle - abgehalten.
Ab dem sechsten Tag wurden die Einzelmeditationssitzungen in die Pagoda verlegt.
Dort bekam jeder Schüler eine eigene Zelle zugewiesen.
Ab dem Abend des Ankunftstages galten dann die vorgeschriebenen Regeln - das Schweigen begann.
Man hatte Kontakt zu den übrigen Teilnehmer gänzlich zu meiden.
Und wir lernten die Technik der Vipassanā-Meditation.
Anweisungen erhielten wir über einen Kasettenrekorder oder Fernseher von Satya Narayan Goenka, der Vipassana nach 2500 Jahren zurück nach Indien gebracht hatte und ein ehemalige Schüler U Ba Khins in Burma war.
Um unseren Geist zu beruhigen wurden, ehe wir mit der eigentlichen Vipassanā begannen, zunächst die Empfindungen um die Nasenlöcher herum bei jeder Ein- und Ausatmung immer genauer betrachtet. Diese Vorbereitung dauerte sechs Tage. Am sechsten Tag begannen wir schließlich mit der Vipassanā und beobachteten - stets die Vergänglichkeit aller Dinge vor Augen haltend - feine und grobe Empfindungen in unserem Körper. S. N. Goenka betonte immer wieder, dass es wichtig sei völlig gleichmütig zu bleiben, denn alles entsteht und vergeht. Ziel war es die verschiedenen Körperempfindungen immer unmittelbar zu erfassen und ihre Vergänglichkeit auf einer tieferen Ebene zu verstehen, auf dass jenes immer zu unbewusstes Ergreifen der Dinge abnimmt. So könne man tiefverwurzelte Leiden lösen und wahren Frieden finden, ausgeglichen, gleichmütig werden.
Die Vipassanā-Lehrenden sehen diese Achtsamkeit auf die Körperempfindungen und nicht Ideen, Gedanken und Hingabe zur Philosophie als einzig wahren Schlüssel zur Erleuchtung, der höchsten Realität, durch stetige Beobachtung der Körperempfindungen und immer tieferes Vordringen in den eigenen Körper.
Es war sehr interessant diesem Kurs beizuwohnen und wir konnten viele anregende Gedanken hervorbringen und fanden viel Inspiration. Auch war es schön der Hektik Indiens für zehn Tage zu entfliehen. Doch sehen wir von unserem jetzigen Blickpunkt aus S. N. Goenka und U Ba Khins Ansichten in einigen Punkten anders.
Wir zweifeln nicht an der Erleuchtung Buddhas und würden alle Menschen Vipassanā praktizieren, wäre die Welt gewiss eine bessere, denn Vipassanā lehrt den Menschen Gutes zu tun und Schlechtes zu meiden.
Doch Siddhartha Gautama, der zum Buddha, zum Erleuchteten wurde, erhielt diese Erleuchtung nicht durch die Lehren irgendeines Lehrers - er fand seinen eigenen Weg.
Und so muss jeder seinen eigenen Weg finden und durch Erfahrungen, Nachdenken und immer zu durch Reflektieren des eigenen Selbst und Überprüfung der eigenen Gedankenwelt von einer Erkenntnis zur einer anderen gelangen.