X: Auf nach Gaumukh! (Seite 5)

 

Am darauf folgenden Morgen begab ich mich erneut in das Gasthaus hinauf, um dort zu berichten, da es über einen Internetanschluss verfügte.

Als ich gerade dabei war die Bilder hochzuladen, da gab es plötzlich keine Internet-Verbindung mehr. Man sagte mir ich solle hinunter gehen in die Stadt und dort mein Glück versuchen. In der Stadt fand ich acht Internet-Cafés, doch leider schien an diesem Tag ganz Uttarkashi vom Internet getrennt zu sein und dann fiel auch noch der Strom aus...

So musste ich meine Arbeit auf den nächsten Tag verschieben und befand mich andernmorgen wieder im Gasthaus auf dem Hügel.

Marlon geht es mittlerweile wieder besser und er klagt lediglich noch über ein wenig Schnupfen.
Wir verbringen viel Zeit im Ashram oder an der Bhagirathi um zu schreiben oder zu lesen. Wir lesen nun die Bhagavadgita, die Upanischaden und Gedichte aus dem Rig-Veda. Die 18 Gesänge der Bhagavadgita (zu Deutsch: "erhabener Gesang") sind dem 6. Buch des großen Epos Mahabharata entnommen, werden jedoch als eigenständiges Werk angesehen. Sie sind in Dialogform geschrieben und vermitteln philosophische, ethische und religiöse Einsichten. Bei den Upanischaden ("Verehrungen") handelt es sich um über zweieinhalb Jahrtausende alte mythische Texte der altindischen Brahmanen-Religion. Während der Rig-Veda ("Das in Versen bestehende Wissen") mit die älteste Literatur Indiens darstellt, Wahrheiten und Weisheiten ausdrückt.

Unsere Mitbewohner sind sehr nett, so wie Narayan, der uns ein Ashram in Rishikesh empfiehlt, wo es uns in der nächsten Etappe auf unserem Weg nach Kalkutta noch einmal hin verschlagen wird.

Auf dem Markt in Uttarkashi habe ich diese Kali darstellende Zeichnung entdeckt.

Ich musste gleich an meine Kurzgeschichte "Die Geschichte des mythischen Füllers" denken, wo Kali im Kapitel "Töchterschau" einen Auftritt hat und es schien mir - ich habe dieses Bild zuvor nie gesehen - als hätte meine Geschichte diesem Bild zugrunde gelegen oder umgekehrt: Die Brüste im Hintergrund, der Schakal, Kali selbst mit den vier Armen dargestellt, die Sichel, die mit Blut gefüllte Schale im Hintergrund, die abgetrennten Köpfe, die kopflosen Körper, die abgetrennten Arme, all das Blut, der Tanz auf dem Protagonisten - in diesem Fall Shiva -, der zu ihr aufblickt, die Halskette aus den abgeschlagenen Schädeln, der Rock aus den abgetrennten Armen, der abgetrennte Kopf in der Hand, die herausgestreckte Zunge; es passt alles -lesen Sie selbst: Die Geschichte des mythischen Füllers [Anmerkung 29.12.15: derzeit nicht online].

Ich bin wieder hinauf in die Laube gegangen und habe eine neue Genehmigung für Gaumukh erhalten.

Am anschließenden Freitag wollten wir in der Früh einen Bus von Uttarkashi - gelegen auf 1158 Metern - nach Gangotri - 3048 Meter hoch - nehmen. Um uns an diesen Höhenunterschied von beinahe 2000 Metern zu gewöhnen, sollten wir zunächst zwei Nächte in Gangotri verbringen, ehe wir dann am Sonntag zu Fuß in das knapp 15 Kilometer entfernte Bhojbasa, welches bereits im Gangotri National Park liegt, aufbrechen und dort nächtigen. Von dort aus sind es lediglich etwa vier Kilometer bis Gaumukh, welches auf 3892 Metern Höhe liegt - dies bedeutet auf knapp 20 Kilometern gilt es einen Höhenunterschied von über 800 Metern zu bewältigen.

Wir hatten eine Genehmigung uns Sonntag, Montag und Dienstag (17., 18., 19. Oktober) im Gangotri National Park - wo Gaumukh liegt - aufzuhalten, was übrigens 600 Rupien (10 Euro) pro Person für zwei Tage kostet.

Am Morgen des 13. Oktober wollte Narayan uns mit in die Tempel Uttarkashis nehmen.

Er zeigte uns den Fluss entlang einen Weg in die Stadt.

Ehe wir den Kasi Veswanath Tempel erreichten.

Und später den Hanumanji Tempel.

Man segnete uns in beiden Tempeln.

Ich frug ihn nach seiner Geschichte und er erzählte, dass er ein Brahmachari ist und vor drei Jahren sein Elternhaus verlassen hat um ein Sadhu zu werden. Seit dieser Zeit lebt er im Kailash Ashram.
Sadhu kann im Hinduismus als Oberbegriff gesehen werden für die, welche sich einem asketischen Leben zugewandt haben.

Narayan führte uns an diesen Ort, wo Sadhus und Brahmachari wie Narayan etwas zu essen bekommen. Erstere erkennt man an ihrer orangefarbenen Kleidung, während Narayan und seinesgleichen, die noch keine Sadhus sind, weiß tragen. Es gibt mehrere dieser Anlaufstellen in der Stadt.

Dann erzählte er uns, stirbt hier in der Gegend ein Sadhu - es ist ja keine Familie da, welche sich in diesem Fall um ihn kümmern könnte - so nimmt man den Toten uns setzt ihn an dieser Stelle auf den Grund der Bhagirathi; man bindet ihm zwei große Steine an die Beine und so sitzt er dann mit gekreuzten Beinen im Fluss, ehe er dann irgendwann weggespült wird, bis zu dem Damm vor Rishikesh, wo die Krokodile sich um den Rest kümmern.

Wir kehrten zurück zum Ashram.

J.P. Pande, der Verwalter des Ashram sagte wir könnten gern den ganzen Winter über im Kailash Ashram verweilen, wenn wir von Gaumukh zurückgekehrt sind und uns danach ist. Wir waren dankbar, doch soll man Reisende bekanntlich nicht aufhalten und er sprach wir könnten immer, zu jeder Zeit, in den Ashram zurückkehren.

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